Viele ältere Gebäude enthalten häufig noch gesundheitsgefährdende Asbestfasern in den Baumaterialien. Auch Böden und die Luft können mit diesen schädlichen Fasern belastet sein. Unter dem Begriff Asbest werden verschiedene Asbestarten zusammengefasst, die sich in ihren Eigenschaften und ihrer bisherigen Nutzung unterscheiden können.
Asbest und Asbestarten
Der Begriff Asbest ist die Sammelbezeichnung für in der Natur vorkommende Silikatminerale. Unter Asbest werden sechs natürlich vorkommende Asbestarten zusammengefasst. Diese sind die Minerale Aktinolith, Amosit, Anthophyllit, Chrysotil, Krokydolith und Tremolit.
Sie lassen sich chemisch zwei Gruppen zuordnen: der Serpentin– oder Amphibolgruppe. Chrysotil zählt davon einzig zur Serpentingruppe. Der Amphibolgruppe sind die anderen fünf Minerale zugeordnet. Alle Asbestarten unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer chemischen Zusammensetzung und in ihrem Aussehen. Sie kristallisieren alle vollständig zu faserförmigen Strukturen.
Verwendung von Asbest und gesundheitliche Gefahren
Asbest wurde früher als „Wunderfaser“ bezeichnet und war für industrielle Zwecke, diverse Baumaterialien und spezielle Produkte bestens geeignet. Zu dieser Zeit waren jedoch die großen Gesundheitsgefahren durch schwere Atemwegs- und Krebserkrankungen noch nicht bekannt. Aufgrund der hohen Risiken ist der Abbau und die Verwendung von Asbest in vielen Ländern verboten. In zahlreichen Staaten existieren bereits landesweite Verbote für den Abbau und die Verwendung von Asbest weltweit.
Die Asbestfasern können auf technischem Wege zu verschiedenen Längen aufbereitet werden, um aus ihnen spezielle Produkte herzustellen. In vielen Länder werden jedoch für diese Zwecke geeignete Ersatzstoffe verwendet.
Gemeinsame Eigenschaften der Asbestarten
Asbest wurde schon in der Antike als „unvergänglich“ bezeichnet und seine besonderen Eigenschaften wurden für diverse Zwecke bereits genutzt. Asbest wurde später für industrielle Erzeugnisse verwendet bis zahlreiche Länder, wie Deutschland, strikte Asbestverbote eingeführt hatten. Weltweit wird Asbest in einigen Ländern weiterhin abgebaut. Einen Überblick über die historische Entwicklung der weltweiten Asbestproduktion findet sich hier.
Eigenschaften der Asbestarten:
- hohe Elastizität und sehr hohe Zugfestigkeit
- hohe Hitzebeständigkeit bis zum Schmelzpunkt bei 1.500 °C
- hohe Resistenz gegenüber chemischen Einflüssen wie Säuren
- gute isolierende Eigenschaften
Asbestarten – Unterschiede
Chrysotil
Chrysotil-Asbest (Weißasbest) ist die am häufigsten industriell genutzte Asbestart. Die größten Vorkommen und Abbaugebiete liegen nahe der Stadt Asbest im Ural und in Ak-Dowurak in Sibirien. Es existieren weltweit rund 900 Fundorte. In Deutschland liegen diese vor allem in Bayern und im Schwarzwald. Darüber hinaus im Odenwald, bei Bad Harzburg in Nordrhein-Westfalen sowie in Teilen von Ostdeutschland.
Kennzeichnend für den Chrysotil-Asbest sind die Ausbildung sehr langer und gut verarbeitbarer Fasern. Aufgrund ihrer besonderen Feinheit lassen sie sich auch verspinnen und verweben.
REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von Chrysotil-Fasern (Quelle: GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH)
Verwendung von Chrysotil-Asbest
Chrysotil wurde für den Häuserbau besonders häufig verwendet. Durch seine Beimischung wurde es möglich auch dünne Baukörper und Platten zu fertigen. Diese waren von großer Zugfestigkeit, die über dem 3- bis 10-fachen von Baustahl lag. Chrysotil war zudem Bestandteil von Dachplatten (Eternit-Platten), von hitzebeständigen Produkten, Dichtungen, Elektroisolierungen und anderen Materialien.
Krokydolith
Krokydolith (Blauer Asbest) gilt als die gefährlichste Asbestart. Er kann noch mehr feine Asbestfasern abstoßen als Weißasbest und damit die Raumluft belasten. Er wurde größenteils in Australien, Südafrika und Simbabwe abgebaut.
Verwendung von Krokydolith-Asbest
Krokydolith wurde vor allem in den 70er Jahren, zumeist für Baumaterialien, verwendet als die besondere Gefährlichkeit seiner längsspaltbaren Fasern noch nicht bekannt war. Die Asbestfasern setzen sich vor allem bei massiven Arbeiten wie Schleifen oder Hämmern rasch frei. Der Krokydolith-Asbest war oft Zusatzstoff in zahlreichen Materialien wie Brandschutzplatten, Bodenbelägen, Kupplungsbelägen, Lüftungsleitungen, Rohren und Zementprodukten.
Aktinolith
Der Name Aktinolith setzt sich aus dem Griechischen der Begriffe für „Strahl“ und „Stein“ zusammen. Aktinolith kommt an über 3.000 Fundorten weltweit vor, davon auch in Deutschland wie im Schwarzwald, im Frankenland, in Niederbayern und dem Odenwald. Diese Asbestart hat häufig ein faseriges oder radialstrahlenartiges und sprödes Erscheinungsbild.
REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von Aktinolith-Fasern (Quelle: GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH)
Verwendung von Aktinolith-Asbest
Vielfach wurde Aktinolith als Dämmstoff beigemischt und ist heute noch in zahlreichen Gebäuden verbaut. Darüber hinaus ist Aktinolith in Produkten des Trockenbaus und in Kinderspielzeug zu finden.
Anthophyllit
Der Name Anthophyllit stammt aus dem Griechischem für „Blume“ und Blatt“. Das Mineral Anthophyllit (Grauer Asbest) wird aus Talk gewonnen und in Asien, Europa und den Vereinigten Staaten abgebaut.
Anthophyllit entwickelt häufig faserige, radialstrahlige und körnige Aggregate. Auch kann er langprismatische Kristalle ausbilden.
REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von Anthophyllit-Fasern (Quelle: GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH)
Verwendung von Anthophyllit-Asbest
Häufig wurden durch Anthophyllit Talkprodukte und somit auch Talkpuder wie Babypuder und Deodorant verunreinigt. Darüber hinaus diese Asbestart Farben und Dichtungen beigemischt.
Amosit
Die Asbestart Amosit (Brauner Asbest) gilt als die zweitgefährlichste Asbestart nach Krokydolith. Der Name Amosit leitet sich von der südafrikanischen Minengesellschaft A.M.O.S. (Asbestos Mines of South Africa) ab. Als Amosit-Asbest werden die faserigen Varietäten des Grunerits bezeichnet.
Amosit wurde etwa an etwa 150 Orten weltweit nachgewiesen. Sein Hauptvorkommen ist in Südafrika. Weitere Fundorte liegen in Australien, Nord- und Südamerika, China, Russland, Europa, Indien und Japan.
Amosit entwickelt häufig nadelige bis faserige, radialstrahlige Kristalle. Er bildet auch Aggregate mit anderen Mineralien und ist von seiner Beschaffenheit her spröde.
REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von Amosit-Fasern (Quelle: GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH)
Verwendung von Amosit-Asbest
Zusätze von Amosit können in Anstrichen, Asbestzementprodukten wie Lüftungsleitungen, Brandschutz- und Wellplatten, Bodenbelägen, Bremsbelägen, Dichtungen, Kitte, Klebstoffen, Rohren, Spritzmassen und in anderen Materialien sein.
Tremolit
Wie Anthophyllit ist auch Tremolit in Talkumpuder vorkommen. Er gilt als Hauptverunreiniger von zu industriellen oder kommerziellen Zwecken verwendeten Talk.
Tremolit kommt in den meisten metamorphen Gesteinen vor. Es sind weltweit rund 3000 Fundstätten bekannt. In Deutschland ist dieser in Baden-Württemberg, Bayern, Erzgebirge, Niedersachen und im Vogtland nachgewiesen worden.
Tremolit bildet häufig säulige-nadelige Kristalle. Diese können faserige, radialstrahlige und körnige Aggregate bilden. Der faserige Tremolit wird als Asbest bezeichnet.
REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von Tremolit-Fasern (Quelle: GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH)
Verwendung von Tremolit-Asbest
Die Fasern von Tremolit-Asbest wurden weltweit für industrielle Zwecke abgebaut. Er gilt zudem als eine hochgradig krebserregende Asbestart.
Asbest in Bauprodukten der 60er bis 80er Jahre
Asbest wurde in der Nachkriegszeit und besonders häufig in den 1960er bis 80er Jahren bis in 1993 (Asbestverbot in Deutschland) verbaut. In älteren Gebäuden sind die Asbestfasern häufig weiterhin nachweisbar. Ab Mitte der 1980er Jahre wurden zunehmend asbestfreie Ersatzstoffe für bisher asbesthaltige Materialien eingesetzt. Ab dem 31.10.1993 wurde mit dem Asbestverbot in Deutschland sowohl das Inverkehrbringen von Asbest und asbesthaltigen Produkten wie auch seine Verwendung verboten. Somit kann angenommen werden, dass nach 1993 in Deutschland kein asbesthaltiges Baumaterial mehr verbaut wurde. In den früheren Jahren wurde Asbest wegen seiner guten Verarbeitbarkeit und seiner sehr gut isolierenden und (hitze-)beständigen Eigenschaften oft als Zusatzstoff genutzt.
Besonders leicht setzen sich die gefährlichen Asbestfasern bei Sanierungen und Renovierungsarbeiten frei und können gesundheitsschädlich sein. Mit den geeigneten Messgeräten und Analysen lassen sich Asbestbelastungen und deren Konzentrationen bestimmen.
Asbestmessung mit dem GSA Messgerät SG12
Für die Asbestmessung ist das GSA Messgerät SG12 geeignet. Mit dem SG12 sind darüber hinaus Partikelmessungen der verschiedenen Staubfraktionen wie A-Staub oder E-Staub möglich. Zudem lassen sich mit dem GSA-Messgerät SG 12 Fasermessungen gemäß VDI 3492 für die Messung von Asbestfasern und KMF (keramischen Fasern und Glasfasern) durchführen.
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Unser Schwesterunternehmen hat über 30 Jahre Erfahrungen bei Messungen unterschiedlicher Asbestarten im Innen- und Außenbereich. Dort wird auch – bei Bedarf – die zugehörige Analytik bzw. Beratung für Sie übernommen. Hier erhalten Sie – auch ohne Vorwissen und eigene Geräte – kompetente Hilfe.
Quellen:
Bildquelle: Beitragsbild REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bild von GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbh
Bildquelle: aller im Beitrag eingefügten REM (Rasterelektronenmikroskop)-Bilder von GSA Gesellschaft für Schadstoffanalytik mbH
www.baua.de/DE/Themen/Chemikalien-Biostoffe/Gefahrstoffe/Informationsportal-Asbest/FAQ/Asbest-FAQ.html
www.de.wikipedia.org/wiki/Aktinolith
www.de.wikipedia.org/wiki/Anthophyllit
www.de.wikipedia.org/wiki/Asbest
www.de.wikipedia.org/wiki/Chrysotil
www.de.wikipedia.org/wiki/Grunerit
www.de.wikipedia.org/wiki/Tremolit
www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_9_asbest.pdf