Luftverschmutzung – das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko

Nach der neuesten Bewertung der Europäischen Umweltagentur (EEA), vom 24. November 2023, sind nach Schätzungen aus 2021 die gesundheitlichen Risiken durch die Luftverschmutzung in Europa zu hoch. Die Feinstaubkonzentrationen liegen über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwerten. Nach der EEA ist die Luftverunreinigung die größte, durch die Umwelt bedingte Gefahr für die Gesundheit.


Luftverschmutzung in Europa

Nach aktuellen Schätzungen der EEA zu Gesundheitsschäden durch Luftschadstoffe hätten im Jahr 2021 durch mehr Maßnahmen mindestens 253.000 Todesfälle und viele Krankheiten in Europa vermieden werden können. Die Schätzung bezieht sich vor allem auf die besonders die Gesundheit gefährdenden Schadstoffe wie Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon. Besonders in Städten und städtischen Gebieten führt die höhere Belastung der Luftschadstoffe zu mehr Todesfällen und chronischen Erkrankungen. Von allen gesundheitlichen Risiken durch mögliche Umweltbedingungen steht die Luftverschmutzung an erster Stelle. Sie liegt damit noch vor der Lärmbelastung sowie den Risiken von Chemikalien und Hitzewellen.


Luftschadstoffe in Städten – gesundheitliche Gefahren

Die Luftqualitätsnormen der EU werden in Städten besonders häufig überschritten. Dies gilt vor allem für die gesundheitsgefährdenden Stoffe wie Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon. In Mittelosteuropa und Italien liegen die Feinstaubwerte vielfach über den von der WHO empfohlenen Werten, da in diesen Ländern durch die Nutzung von Kohle für die Industrie und zum Heizen mehr Feinstaub freigesetzt wird.


Belastung durch Feinstaub

Feinstaub wird als Luftschadstoff in Fraktionen nach Partikelgröße unterschieden. Während Feinstaub der Größe PM10 mit einem maximalen Durchmesser von 10 µm bis in die Nasenhöhle reicht, kann Feinstaub PM2,5 beispielsweise bis in die Lungenbläschen gelangen. Partikel mit einem noch geringeren Durchmesser von <0,1 µm können über die Lunge in den Blutkreislauf aufgenommen werden.


Durch Feinstaub mögliche Erkrankungen

Bei einer längeren Aussetzung von Feinstaub steigt das Risiko langfristig an Asthma, Bronchitis, Lungenkrebs, Typ-2-Diabetes oder beispielsweise Demenz zu erkranken. Kurzfristig hohe Feinstaubbelastungen können beispielsweise zu lokalen Entzündungen in der Luftröhre und in den Bronchien führen. Darüber hinaus können sie auch Schleimhautreizungen, einen Anstieg des Blutdrucks und Herzrhythmusstörungen auslösen. Allgemein sollte die Belastung durch Feinstaub so gering wie möglich sein. Nach der WHO existiert bisher keine Konzentration an Feinstaub unterhalb derer schädliche Wirkungen ausgeschlossen sind.



Durch Stickstoffdioxid mögliche Erkrankungen

Die Konzentrationen an Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft sind im Bereich von Ballungsräumen und an Hauptverkehrsstraßen sowie Autobahnen am höchsten. Stickstoffdioxid kann als Reizgas das Schleimhautgewebe der Atemwege und die Augen reizen. Es kommt dabei zu häufigeren Entzündungen. Bei hohen Konzentrationen an Stickstoffdioxid sind gesundheitliche Beschwerden wie Atemnot, Bronchitis, Husten und Lungenödeme möglich. Darüber hinaus steigt die Gefahr an Atemwegsinfekten und verminderter Lungenfunktion zu erkranken.

Unter hohen Stickstoffdioxid-Konzentrationen leiden vor allem Asthmatiker, deren gesundheitliche Belastungen durch Allerge noch verstärkt werden. Langfristig kann eine hohe NO2-Belastung auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen und die Sterblichkeit erhöhen.


Durch Ozon mögliche Erkrankungen

Die Ozon (O3) -Konzentrationen liegen in Ballungsräumen häufig höher als in eher ländlichen Gebieten. Höhere Konzentrationen können die Lungenfunktion beeinträchtigen und Atemwegsentzündungen auslösen. Gesundheitlich eher gefährdete Menschen wie Asthmapatienten und Vorerkrankte sollten sich bei höheren Ozon-Werten weniger körperlich im Freien anstrengen. Eine hohe Ozonbelastung kann ebenso langfristig krebserregend sein.


Luftverunreinigung besonders schädlich für Kinder

Nach Schätzung der Europäischen Umweltagentur (EEA) führt die hohe Luftverschmutzung mit Feinstaub zu mehr als 1.200 vorzeitigen Todesfällen unter Minderjährigen in Europa pro Jahr. Sie bezieht sich hierbei auf Bewertungen aus 32 Ländern in Europa. Neben Schätzungen zu den 27 EU-Ländern umfasst sie Werte zu Island, Liechtenstein, Norwegen, Türkei und die Schweiz.

Besondere gesundheitliche Risiken bestehen für Kinder und Jugendliche durch die hohe Belastung an Luftschadstoffen. Kleinkinder sind besonders gefährdet, da sie eine höhere Atemfrequenz haben und auch mehr durch den Mund atmen. Darüber hinaus sind sie wegen ihrer kleinen Körpergröße und ihren Bewegungen wie Krabbeln näher am Boden. Ihre Abwehrkräfte sind noch nicht so stark entwickelt wie bei den Erwachsenen, so dass sie viel sensibler mit schweren Erkrankungen auf die Luftverschmutzung reagieren.


Maßnahmen zum Gesundheitsschutz

Da Kinder eher anfällig für die schädlichen Folgen der Luftverschmutzung sind, sollten sie besser vor den Gefahren durch die Luftschadstoffe geschützt werden. Nach Herrn Gerardo Sanchez (EEA-Experte) ist es am wichtigsten die Luftverschmutzung an der Quelle wie im Verkehr, in der Industrie und beim Heizen zu vermindern. Er empfiehlt zum Schutz der Gesundheit der Kinder sich bei den Maßnahmen mehr auf die Luftqualität rund um Schulen und Kindergärten zu konzentrieren. Die Luft in diesen Bereichen könnte beispielsweise durch mehr Grünflächen verbessert werden. Für den Schutz der kindlichen Gesundheit müsse wegen der negativen Folgen der Luftverschmutzung viel mehr getan werden.


EEA fordert Maßnahmen für Luftqualität in Europa

Die Experten der EEA fordern die empfohlenen Richtwerte für Luftschadstoffe der WHO einzuhalten um Todesfälle zu vermeiden. Hierzu müssten Maßnahmen auf EU-Ebene sowie auf nationaler und lokaler Ebene getroffen werden. So ginge es beispielsweise in den Städten darum den Verkehr neu zu organisieren. Geeignete Maßnahmen, die hierzu ergriffen werden sollten, wären beispielsweise die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, der Radinfrastruktur in Städten sowie Änderungen von rechtlichen Vorgaben.


Empfehlung der App „European Air Quality Index“

Über die App „European Air Quality Index“ der Europäischen Umweltagentur (EEA) können sich die Bürger in der EU über die Luftqualität anhand von Messwerten bestimmter Luftschadstoffe in ihrer Umgebung informieren. Je nach Luftqualität können bestimmte Aktivitäten im Freien weniger geeignet sein, wenn die gemessenen Schadstoffkonzentrationen zu hoch sind. So ist auch besser nachvollziehbar, ob aktuell der richtige Zeitpunkt für mehr Bewegung wie Sport im Freien ist. Darüber hinaus soll die App dabei unterstützen die Luftwerte von Ländern und Regionen miteinander besser zu vergleichen und auf Bereiche von belasteter Luft hinzuweisen.


Quellen:

Bildquelle Beitragsbild: 123rf.com ©vladispas, Bild Nr. 133916646

www.eea.europa.eu/de/highlights/luftverschmutzung-in-ganz-europa-immer

www.eea.europa.eu/publications/harm-to-human-health-from-air-pollution/harm-to-human-health-from

www.eea.europa.eu/themes/air/country-fact-sheets/2023-country-fact-sheets/germany-air-pollution-country (Statistiken nach Länder )

www.fr.de/politik/noch-luft-nach-oben-schadstoffbelastung-umweltbundesamt-92832753.html

www.pharmazeutische-zeitung.de/luftverschmutzung-schadet-kindern-und-jugendlichen-139729/

www.pharmazeutische-zeitung.de/wenn-atmen-krank-macht-144218/seite/2/?cHash=fd9e62ce6b5c62bdaaed7034fb45c896

www.pharmazeutische-zeitung.de/lebensgefahr-luftverschmutzung-143917/

www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland/emission-von-feinstaub-der-partikelgroesse-pm25#emissionsentwicklung

www.umweltbundesamt.de/daten/luft/stickstoffdioxid-belastung#belastung-durch-stickstoffdioxid

www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-belastung-der-bevoelkerung-durch-0#die-wichtigsten-fakten

www.umweltbundesamt.de/themen/luft/wirkungen-von-luftschadstoffen/wirkungen-auf-die-gesundheit#woher-stammen-die-schadstoffe-und-wie-wirken-sie-sich-auf-die-gesundheit-aus

www.de.wikipedia.org/wiki/Feinstaub

www.zdf.de/nachrichten/panorama/umweltagentur-eea-eu-luft-verschmutzung-gefahr-gesundheit-100.html