Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor einer neuen Gefahr durch Asbest in Bauten. Mit der bevorstehenden großen Sanierungswelle für Modernisierungen, Umbauten und Energieeinsparung drohe eine „Asbestwelle“ in den kommenden Jahrzehnten auf dem Bau. Bauarbeiter und Heimwerker werden dann großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt, wenn sie die freigesetzten Asbestfasern einatmen.
Gesundheitsgefahr durch Einatmung von Asbestfasern
Asbest bzw. asbesthaltiges Material wurde vielfach wegen seiner idealen Eigenschaften wie Beständigkeit gegen Feuer, Witterung und Isolation in Gebäuden verbaut. Erst seit 1993 gilt ein Asbestverbot in Deutschland. Asbestfasern können bei Freisetzung auch in die Atemwege und die Lunge gelangen und bei längerer Exposition auch nach Jahrzehnten bis hin zu Krebserkrankungen und andere Atemwegserkrankungen auslösen. Mögliche Quellen, aus denen sich die Fasern aus asbesthaltigen Material freisetzen können sind u.a. Heizungsdichtungen, Rohrverkleidungen, ältere Parkettkleber, Böden, Fliesenkleber, Fensterkitte, Schächte in Gebäuden, Dach- und Fassadenplatten und Putze.
Freisetzen gefährlicher Fasern bei Arbeiten in Altbauten
Nach der IG BAU, die eine Studie über das Pestel-Institut durchführte, wird in etwa 9,4 Millionen Wohnhäusern der Baujahre 1950 bis 1989 Asbest angenommen. Erst seit 1993 gilt ein europaweites Asbestverbot. So ist anzunehmen, dass auch in Gebäuden, die bis Oktober 1993 errichtet wurden noch asbesthaltiges Material verbaut ist.
Wenn die asbesthaltigen Materialien durch Alterung, oder beispielsweise durch Sanierungsarbeiten ihre asbesthaltigen Fasern freisetzen drohen gesundheitliche Gefahren. Sie können bei diesen Arbeiten aus dem Estrich, Fliesenklebern, Spachtelmassen, Kitten, Putzen und anderen Materialien in die Luft gelangen und eingeatmet werden.
Carsten Burckhardt (im Bundesvorstand der IG BAU für die Bauwirtschaft und den Arbeitsschutz) warnt vor der „unsichtbaren Gefahr“ durch Asbest: Alles beginne mit Baustaub und dem Einatmen der Asbestfasern. In diesem Zusammenhang hätten Bauarbeiter und Heimwerker kaum eine Chance diese Gefahr zu erkennen. Es könne etwa 30 Jahre dauern bis sich Diagnosen wie Asbestose oder Lungen-, Bauchfell- und Kehlkopfkrebs entwickelt haben. Herr Matthias Günther, Pestel-Institut schätzt die Gefahr von Asbest in Gebäuden ebenfalls für besonders hoch ein. Weiterhin würden drei Viertel der verbauten Asbest-Produkte immer noch in Gebäuden schlummern, auch wenn in vielen Bauten der Asbest schon entfernt wäre. Damit können Sanierungen, Umbauten für alters- oder familiengerechtes Wohnen, energetische Modernisierungen, Aufstockungen von Wohnungen und andere Arbeiten zu einem Gesundheitsproblem werden.
Spritzasbest – in hohen Gebäuden problematisch
Größere Wohnhäuser, mit mehreren Etagen, wurden ab den Nachkriegsjahren vielfach mit Aufzügen ausgestattet. Bei etwa 7,6 Prozent liegt der Anteil an Wohngebäuden mit 13 und mehr Wohnungen, die in den Jahren 1950 bis etwa Anfang 1990 errichtet wurden. Bei den Gebäuden aus dieser Zeit ist es sehr wahrscheinlich, dass auch für den Einbau der Aufzüge und Schächte asbesthaltige Materialien verwendet wurden.
Der für die Aufzüge verwendete Spritzasbest gilt als besonders problematisch. Vielfach wurde dieser zum Verkleiden von Aufzugsschächten und Versorgungsschächten verarbeitet. Das gefährliche an Spritzasbest ist, dass seine Fasern nur leicht gebunden sind und sich durch Erschütterungen und Materialalterung leichter in die Raumluft freisetzen können. Daher sind sie auch gesundheitsschädlich. In Berlin ist die Situation besonders verschärft, da viele der Schächte für Fahrstühle und für Versorgung und Entsorgung vor allem in den 60er Jahren mit Spritzasbest ausgekleidet wurden. Diese darin enthaltenen Asbestfasern können sich einfacher freisetzen als bspw. aus Asbestzement, der allgemein stark gebunden ist. Vor allem in Berlin sind nach der Pestel-Studie noch etwa 17.688 Wohnhäuser, die mit mehr als 13 Wohnungen besonders hohe Gebäude sind und problematisch mit Asbest belastet sein können.
Forderungen der IG Bau – wegen drohender Asbestwelle
Der drohenden „Asbestwelle“ auf dem Bau möchte die IG Bau mit dem Maßnahmenpaket durch Vorlage einer „Asbest-Charta“ entgegentreten. Diese solle helfen, Menschen besser vor den Gefahren durch Asbest zu schützen. Mit dieser sollen folgende Ziele erreicht werden:
- Arbeitsschutz konsequent durchzusetzen
- bessere Informationen über Asbestgefahren bei Gebäuden für Bauarbeiter und Heimwerker
- fördern von Asbestsanierungen
Darüber hinaus fordert die IG Bau zum besseren Schutz vor den Gefahren durch Asbest:
Schadstoff-Gebäudepass
- mit unterschiedlichen Gefahrenstufen – je nach Asbestbelastung eines Gebäudes. Bauarbeiter und Heimwerker sollen erkennen können, welchen Gefahren an Asbestvorkommen sie ausgesetzt sein können.
Asbest-Gipfel
- mehr staatliche und übergreifende Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen. Dadurch soll das Asbestproblem und die Finanzierung der Altlasten auf breiter Ebene angegangen werden.
Staatliche Sanierungsprämie
- der Bund soll ein KfW-Förderprogramm für die „Asbest-Sanierung“ auflegen, damit hohe zusätzliche Kosten wie für energetische oder altersgerechte Gebäudesanierung in asbestbelasteten Wohnhäusern besser finanzierbar werden. Auch soll dieses Programm helfen die Entsorgung von alten Asbest-Baustoffen zu sichern.
GSA Messgerät SG12 – Fasermessung von Asbestfasern
Das GSA Messgerät SG12 mit Netzgerät ist für stationäre Probenahmen wie für Fasermessungen gemäß VDI 3492 für die Messung von Asbestfasern und KMF sowie weiterer anorganischer faserförmiger Partikel nach VDI 3492 und ISO 14966 in der Innenraumluft und Außenluft speziell geeignet. Für die Fasermessung nach VDI 3492 beträgt der Nennvolumenstrom 8 l/min. Darüber hinaus lassen sich die Partikelmessungen der verschiedenen Staubfraktionen wie A-Staub oder E-Staub mit dem SG12 durchführen. Mit diesen technischen Möglichkeiten ist das GSA Messgerät SG12 auch passend für stationäre Arbeitsplatzmessungen oder stationäre Probenahmen von Gefahrstoffen.
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Quellen:
Bildquelle Beitragsbild: 123rf.com ©uschidaschi, Bild Nr. 136711409
www.aerzteblatt.de/nachrichten/144097/Berufskrankheiten-durch-Asbest-nehmen-zu
www.bgbau.de/themen/sicherheit-und-gesundheit/asbest
www.ddh.de/ig-bau-legt-asbest-charta-vor-foerderprogramm-asbest-sanierung-11082023
www.deutsche-handwerks-zeitung.de/risiko-fuer-handwerker-ig-bau-warnt-vor-asbest-belastung-307611/
www.igbau.de/Binaries/Binary19370/Asbest-Charta-Forderungen.pdf
www.igbau.de/Warnung-vor-Asbest-Welle-9-4-Mio.-wohnhaeuser-in-deutschland-sind-asbest-fallen-bei-sanierung.html
www.igbau.de/Binaries/Binary19373/PK-Charts-ASBEST-BG-BAU.pdf
www.mdr.de/nachrichten/deutschland/asbest-sanierung-krebs-erregend-fasern-toedlich100.html
www.merkur.de/wirtschaft/gewerkschaft-asbest-belastung-in-wohnhaeusern-birgt-gefahr-zr-92453097.html
www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/08/berlin-brandenburg-ig-bau-haeuser-wohnen-asbest-belastung-warnung.html
www.soll-galabau.de/aktuelle-news/ansicht-aktuelles/datum/2023/08/10/ig-bau-legt-asbest-charta-vor-foerderprogramm-asbest-sanierung.html
www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gesundheitsrisiko-fur-bauarbeiter-ig-bau-warnt-vor-asbest-belastung-in-millionen-gebauden-10290766.html
www.de.wikipedia.org/wiki/Asbest
www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/ig-bau-asbest-gebauede-video-100.html