Grünkohl – Bioindikator für Schadstoffe

Der Grünkohl gilt als Superfood und ist ein Bioindikator für Luftschadstoffe und belastete Böden. Über aktives Biomonitoring, mit biologisch standardisierten Messverfahren, können die Auswirkungen von Luftverunreinigungen und andere Belastungen für die Umwelt und den Menschen ermittelt und beurteilt werden.


Eigenschaften von Grünkohl als Bioindikator

Grünkohl ist zum Ermitteln persistenter, organischer Schadstoffe und immissionsbedingter Einträge von Schwermetallen sowie anderer Luftverunreinigungen als Bioindikator besonders geeignet.

Als Bioindikator steht er stellvertretend für andere Blattgemüse wie Spinat, Mangold, Pflücksalat, Rucola, Feldsalat und weitere. Er besitzt stark aufgegliederte Blätter mit großen Oberflächen. Diese haben eine dicke Wachsschicht, die organische Schadstoffe besonders gut bindet. Auf seinen Blattoberflächen können sich Stäube und Staubinhaltstoffe sammeln, die sich leicht entfernen lassen. Mit der wachshaltigen Blattoberfläche kann er besonders gut lipophile, fettlösliche und organische Schadstoffe binden. Der Grünkohl wird nach der Ernte gewaschen und aufbereitet. Im Anschluss werden die Proben werden auf organische Komponenten wie PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), PCB (Polychlorierte Biphenyle), Dioxine oder Furane (PCDD/PCDF) untersucht. Mit seinen speziellen Eigenschaften kann der Grünkohl diese Schadstoffe besonders leicht anreichern.


Richtlinie VDI 3957 Blatt 3 (in Entwurf) zur Bewertung von Schadstoffgehalten

Die Richtlinie VDI 3957 Blatt 3 (in Entwurf), herausgegeben von der VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) – Normenausschuss, beschreibt den Einsatz von Grünkohl als Bioindikator. Sie regelt standardisierte Verfahren um Schadstoffgehalte beim Selbstanbau von Nahrungspflanzen für den menschlichen Verzehr bewerten zu können. Diese Richtlinie gilt nur für den nicht kommerziellen Anbau von Nahrungspflanzen.

Mit der Richtlinie VDI 3957 Blatt 3 (in Entwurf) sind systematische Untersuchungen von Anreicherungen schädigender Stoffe und deren Beurteilung der Auswirkungen für Menschen und die Umwelt möglich. Sie beschreibt die standardisierten Verfahren und die nötigen technischen Vorkehrungen für die Anzucht und Exposition des Grünkohls. Des weiteren regelt sie die Probenahme, die Aufbereitung der Pflanzenprobe und Bewertung der ermittelten Schadstoffgehalte.


Biomonitoring mit Grünkohl – Beispiele

Mittels Biomonitoring von Grünkohl lassen sich Schadstoffgehalte in auch stark belasteteten kleinräumlichen Bereichen ermitteln.

Beispiele für das Biomonitoring mit Grünkohl im Kleinraum:

  • Verdacht auf mit Schadstoffen belasteten Anbau von Grünkohl oder anderen Nutzpflanzen, die bei regelmäßigem Verzehr gesundheitsschädlich sein können
  • Untersuchung von Luftverunreinigungen durch umweltbelastende Betriebe wie Kokereien
  • Ermitteln der Umweltauswirkungen durch den Luftverkehr mit Schwermetallen auf den Flughafenbetrieb
  • Umweltbelastungen durch Hafenbetrieb mit polychlorierten Biphenylen (PCB)
  • Immissionswirkungen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)

Das Biomonitoring mit Grünkohl wurde zunächst für die Immissionswirkung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) entwickelt. Schon in den 90er-Jahren wurden Erfolgskontrollen zu durchgeführten Maßnahmen zur Verringerung von polychlorierten Dibenzodioxinen und Dibenzofuranen durchgeführt. Später wurden mit Biomonitoring auch organische Stoffe und Stoffgruppen und anorganische Schadstoffe erfasst.

Maßnahme des LANUV NRW – Biomonitoring

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW) wird tätig, wenn die jeweilige Immissionsschutzbehörde den Verdacht hat, dass Nahrungspflanzen aus Kleingärten und Hausgärten Schadstoffen ausgesetzt waren. Die Richtlinie VDI 3957 Blatt 4 (in Vorbereitung) regelt das Biomonitoring für dieses Vorgehen mit Grünkohl.

Bestimmte organische Komponenten wie polychloriertes Biphenylen (PCB) oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können im Freien als auch in Innenräumen mit speziellen GSA Messgeräten beprobt werden.


GSA Messgerät Gravikon PM 4-2 misst PCB und PAK

Das Gravikon PM 4-2, das über den GSA Messgeräte Onlineshop erhältlich ist, ist speziell für bestimmte Probenahmen von organischen Komponenten wie PCB und PAK nach VDI 2463 Bl. 7 entwickelt worden. Mit dem PM 4-2 sind neben stationären Messungen auch mobile Probenahmen über den einsetzbaren Akku möglich. Das Messgerät leistet einen geregelt hohen Luftdurchsatz von 4 m³/ h. Mit dieser großen Luftleistung sind schon geringe Schadstoffkonzentrationen, insbesondere in kleineren Räumen oder Kabinen, messbar. Für das Probenahmegerät PM 4-2 sind passende Zubehörteile für unterschiedliche Schadstoffmessungen, auch für Partikelmessungen der verschiedenen Staubfraktionen wie A-Staub oder E-Staub erhältlich.

Grünkohl als Bioindikator für Schadstoffe: Antworten auf häufig gestellte Fragen

1. Welche spezifischen Schadstoffe kann Grünkohl besonders gut binden? 

Der Grünkohl kann besonders gut persistente, organische Schadstoffe sowie immissionsbedingte Einträge von Schwermetallen absorbieren. Die wachshaltige Blattoberfläche des Grünkohls ermöglicht die Anreicherung dieser Schadstoffe. Insbesondere sind dies Substanzen wie Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), polychlorierte Biphenyle (PCB), Dioxine und Furane.

2. Wie wird der Grünkohl nach der Ernte aufbereitet und untersucht? 

Nach der Ernte wird der Kohl gründlich gewaschen und auf organische Komponenten analysiert. Die Untersuchungsmethoden umfassen chromatographische Verfahren, Massenspektrometrie und andere Labortechniken. Die Proben werden auf PAK, PCB, Dioxine und Furane getestet, um die Schadstoffbelastung zu quantifizieren.


3. Gibt es Unterschiede in der Schadstoffanreicherung zwischen kommerziellem und nicht kommerziellem Anbau von Grünkohl? 

Ja, es gibt Unterschiede. Beim kommerziellen Anbau können Pestizide und Düngemittel eingesetzt werden, die die Schadstoffbelastung beeinflussen. Im Selbstanbau im eigenen Garten sind die Schadstoffe tendenziell geringer, da weniger chemische Substanzen verwendet werden. Die Richtlinie VDI 3957 Blatt 3 (in Entwurf) regelt die Bewertung von Schadstoffgehalten beim Selbstanbau von Nahrungspflanzen.


4. Welche konkreten Umweltauswirkungen können durch das Biomonitoring mit Grünkohl ermittelt werden? 

Das Biomonitoring ermöglicht die Identifizierung von Schadstoffbelastungen in stark belasteten kleinräumlichen Bereichen. Dies kann zur Verbesserung der Luft- und Bodenqualität beitragen. Beispiele für erfolgreiche Anwendungen sind die Identifizierung von Industrieemissionen oder die Überwachung von Verkehrsemissionen in städtischen Gebieten.


Quellen:

Bildquelle Beitragsbild: 123rf.com ©belchonoc Bild Nr.137792290

www.bottrop.de/wohnen-stadtquartier-verkehr/pak-messungen/aktuelles/laufende-meldungen/ergebnisse-der-gruenkohlmessungen-liegen-vor.php (Beipiel für Schadstoffbelastungen durch eine Kokerei in Bottrop)

blog.vdi.de/gruenkohl-ein-verkanntes-superfood

www.de.wikipedia.org/wiki/Grünkohl

www.de.wikipedia.org/wiki/Biomonitoring

www.lanuv.nrw.de/umwelt/luft/wirkungen-von-luftverunreinigungen/wirkungen-auf-pflanzen/biomonitoring/gruenkohlexposition

www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/luft/untersuchungsprogramme/Dortmund_Silikon/19_Dortmund_Bericht_2021_22-02-07.pdf (Beispiel einer Immissionsbelastung
von Nahrungspflanzen in einem Dortmunder Untersuchungsgebiet)

www.vdi.de/fileadmin/pages/vdi_de/redakteure/richtlinien/inhaltsverzeichnisse/3318789.pdf