Kinder verbringen die meiste Zeit in ihrem Zimmer, in dem sie schlafen, spielen oder wo sie sich zurückziehen, um zu lernen. Ihren Eltern ist oft nicht bewusst, wie stark mit Schadstoffen belastet diese Räume sein können. Sie können beispielsweise aus Böden, Möbeln, Textilien oder vom Plastikspielzeug stammen. Die Schadstoffbelastung im Kinderzimmer kann die Gesundheit und Entwicklung der Kinder beeinträchtigen.
Immun- und Nervensystem von Kindern
Vor allem Babys und Kleinkinder reagieren aufgrund ihres noch in der Entwicklung befindlichen Immunsystems deutlich sensibler auf Raumluftschadstoffe als Erwachsene. Ihr Stoffwechsel ist höher und ihre Hautoberfläche ist vergleichsweise größer. Je jünger das Kind ist, desto höher ist seine Atemfrequenz. Aus diesem Grund sind Babys auch am stärksten gefährdet, schneller Luftschadstoffe einzuatmen. Sie haben auch ein höheres Risiko an Asthma zu erkranken oder Allergien zu entwickeln.
Darüber hinaus können Kinder viel schneller mit schädlichen Stoffen in Kontakt kommen. Sie entdecken ihre Umwelt intensiver und nehmen Dinge in den Mund oder kuscheln stundenlang mit Decken oder Spielzeug. In diesen Spielzeugen oder anderen Dingen aus Plastik sind häufig Weichmacher enthalten, die so giftig sind, dass sie Krebserkrankungen auslösen können. Sie können auch die Gene und die Fortpflanzungsfähigkeit langfristig beeinträchtigen. Besonders problematisch ist, dass Produkte mit denen Kinder häufig in Kontakt kommen, auch weiterhin mit gefährlichen Stoffen belastet sein können.
Gefahren durch Schadstoffe
Giftige Stoffe im Kinderzimmer
Die für Babys und Kinder besonders giftigen Stoffe können aus verschiedenen Möbeln stammen. Diese Schadstoffe befinden sich in Betten, Bodenbelägen, Dekorationsartikeln, Spielzeug, Schränken, Wandfarben und Lacken. Zu den schädlichen Stoffen gehören Formaldehyd, PVC, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Lösungsmittel und Weichmacher (Phthalate).
Auch bei einer neuen Ausstattung, beispielsweise mit neuen Möbeln, einem neuen Anstrich und Belägen und anderen Dingen können schädliche Stoffe ins Kinderzimmer gelangen. Viele der Stoffe sind komplex, da sie aus mehreren hundert Einzelstoffen bestehen.
Häufige Schadstoffe in Kinderzimmern
Besonders häufig finden sich Aldehyde, zum Beispiel giftiges Formaldehyd. Bei den schadstoffbelasteten Produkten liegen an erster Stelle die lösemittelhaltigen Farben, Kleber und Lacke, die sich über Decken, Wände und Böden verteilen können. Viele der giftigen Verbindungen in der Einrichtung brauchen zum Ausgasen mehrere Monate. Die Schadstoffe können sich auf unterschiedliche Weise schädlich für die Gesundheit sein. Es können u.a. Reizungen der Augen und der Schleimhäute, Kopfschmerzen sowie Müdigkeit auftreten. Auch Allergien und Asthma werden durch die Schadstoffe ausgelöst. Die Einrichtung des Kinderzimmers sollte daher am besten mindestens ein halbes Jahr vor der Geburt des Kindes abgeschlossen sein. Wegen der besonderen gesundheitlichen Risiken für Baby und Kinder sollte man bei der Einrichtung auf möglichst schadstoffarme oder schadstofffreie Produkte achten.
Kinderzimmer schadstoffarm einrichten
Schadstoffarme Bodenbeläge
Besonders Babys und Kleinkinder halten sich häufig am Boden auf, wenn sie spielen oder krabbeln. Auf diese Weise haben sie viel häufigeren Bodenkontakt, der ihr empfindliches Immunsystem belasten kann. Auch durch die Haut nehmen diese dabei mögliche giftige Stoffe auf. Besonders PVC-Beläge und Laminat können mit gefährlichen Weichmachern oder auch giftigem Formaldehyd stark belastet sein. Diese sollten daher in Räumen für Kinder und Babys möglichst nicht verlegt werden. Stattdessen sind Böden aus Naturmaterialien besonders für die Gesundheit der Kinder zu empfehlen. Diese sind zum Beispiel Beläge aus Holz oder Kork. Jedoch ist bei dem Verlegen darauf zu achten, dass diese ohne schädliche Lacke oder Klebstoffe verlegt werden.
Eine Orientierung für die Auswahl möglichst schadstoffarmer und auf Schadstoffe getestete Böden bieten diverse Prüfsiegel. So ist bei der Auswahl passender Böden für Dielen, Laminat, Parkett, Teppichböden oder Linoleum darauf zu achten, ob diese spezielle Kennzeichnungen wie der „Blaue Engel„, „Eco Institut Tested Product“ oder beispielsweise „natureplus®“ enthalten. Für Korkböden existiert das Kork-Logo® als Siegel. Ebenso sind schadstoffbelastete Teppichböden, besonders für Babys, gesundheitlich sehr belastend, da sie schneller die Ausdünstungen beim Krabbeln aufnehmen können oder durch Lutschen am Boden die giftigen Fasern aufnehmen können. Hingegen sind Teppiche aus Naturmaterialien wie beispielsweise Schafschurwolle oder Biobaumwolle gesundheitlich unbedenklich.
Schadstoffarme Wandfarben
Bei Renovierungen mit Wandanstrich sollten möglichst herkömmliche, in vielen Fällen mit Schadstoffen belastete Farben, nicht verwendet werden. Vinyltapeten und Latexfarbe sind besonders bedenklich, da diese auch giftige Stoffe wie PVC wie in Tapeten enthalten können. Daher sollten für den Neuanstrich im Kinderzimmer möglichst schadstoffarme Wandfarben verwendet werden. Im Handel werden extra spezielle und schadstoffarme Farben für Baby- und Kinderzimmer angeboten. Darüber hinaus sind Papiertapeten, die mit dem Logo des „Blauen Engel“ ausgezeichnet sind eine Alternative. Ebenso sind Öko-Farben sehr geeignet, da sie allgemein keine Schadstoffe enthalten, die die Gesundheit gefährden. Kalk- oder Silikatfarben werden ebenfalls für den Anstriche in Kinderzimmern empfohlen. Sie wirken auch gegen die Ausbildung von Schimmel.
Schadstofffreie Möbel
Ungiftige Möbel bestehen zumeist aus Massivholz. Dieses eignet sich besonders für häufig genutzte Möblierung wie Babybett, Wickelkommode oder Tische. Es sollte aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen wie die FSC-zertifizierte Naturmaterialien. Darüber hinaus sollte es auch nachhaltig produziert worden sein, d.h. ohne giftige Lacke oder Kunststoffe.
Bei der Anschaffung von Bio-Möbel kann darauf geachtet werden, ob diese auch weiter verwendbar und somit nachhaltig sind. So kann ein Schreibtisch in der Höhe angepasst werden oder die Bettenlänge neu eingestellt werden, wenn die Kinder heranwachsen.
Bio-Möbel zahlen sich für die Einrichtung der Räume für Kinder zumeist aus, da sie langlebiger und allgemein von höherer Qualität sind. Möbel, welche mit natürlichem Öl behandelt wurden sind ungiftig und damit passender für Kinderzimmer. Möbel mit schädlichen Lacken, Weichmacher oder giftigen Klebstoffen sollten nicht im Kinderzimmer aufgestellt werden.
Wenn jedoch das Baby- oder Kinderzimmer nicht mit Massivholzmöbeln oder Bio-Möbel ausgestattet wird, sollten die Billigmöbel mit zumeist größerem Anteil an Spanplatten und Beschichtungen oder verwendeten herkömmlichen Wandfarben für mehrere Wochen „ausdünsten“ können, damit sie schadstoffärmer werden. Ebenso müssen die bei der Herstellung eingesetzten und möglicherweise mit Giften belasteten Klebstoffe und Lacke aus diesen ausgasen können.
Eine weniger teure Alternative sind auch Secondhand-Möbel, die preiswert zu erstehen sind und die aufgrund ihres Alters weniger Schadstoffe haben.
Für die Auswahl zur Anschaffung schadstoffarmer und –freier Einrichtung kann man sich an vertrauenswürdige Siegel wie ÖkoControl, Blauer Engel, DGM Emissionslabel Klasse A, „Goldene M“ und das Eco Institut Tested Product orientieren.
Heimtextilien
Bei der Einrichtung des Kinderzimmers sollte man auch beachten, dass auch die Textilien wie Decken, Kissenbezüge, Vorhänge und andere Heimtextilien schadstofffrei sind. Besonders häufig kommen Kleinkinder mit ihren geliebten Schmuse– und Spieldecken in Kontakt, wenn sie in diese beißen oder mit ihnen kuscheln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass solche Textilien schadstofffrei sind. Diese wichtigen Anforderungen können Sie beachten, wenn Sie Heimtextilien mit den bekannten Siegeln wie Global Organic Textile Standard (GOTS), Oeko-Tex® Standard 100 oder Naturtextil IVN zertifiziert BEST kaufen.
Schadstoffbelastungen durch Elektrogeräte
Mögliche Gefährdungen für die Kindergesundheit können auch durch Fernseher, Computer und Elektronikspielzeug ausgehen, da sie Flammschutzmittel ausgasen oder auch schädliche Weichmacher enthalten können. Darüber hinaus kann in der Einrichtung die besonders belastende Chemikalie TCEP vorkommen. Sie befindet sich vor allem in den Schaumstoffen von Polstermöbeln, Matratzen, Tapeten und Teppichen. Für einen gesunden Schlaf sollten auch Elektronikgeräte nicht im Kinderzimmer sein und für die Nacht entfernt werden.
Ein weiteres erhebliches Problem für die gesunde Entwicklung sind Plastikartikel, die sich zumeist in Ansammlungen in Zimmern für Babys und Heranwachsende befinden. Dinge aus Plastik sollten nicht im Kinderzimmer aufbewahrt werden, da sie häufig Weichmacher enthalten. Sie befinden sich vielfach in Produkten für Kinder, die gerne mit ihnen spielen oder diese häufiger benutzen. So wurden auch in Gummistiefeln, Matschhosen, Planschbecken, aufblasbaren Spieltieren und anderen Spielsachen aus Weichplastik bedenklich hohe Anteile an Weichmachern ermittelt. Besonders gefährlich für die Gesundheit sind die zumeist in Asien hergestellten Produkte, die häufig nicht unseren Standards für die Umwelt und Sicherheit entsprechen und höhere Konzentrationen an Schadstoffen enthalten als erlaubt sind. Die für die Ausstattung benötigten Produkte sollten schadstoffgeprüft sein, um das Kinderzimmer schadstoffarm oder frei von giftigen Stoffen einzurichten.
Um noch sicherer zu gehen, dass die Einrichtung für Babys und Kinder möglichst schadstofffrei ist, können Eltern sich noch vor ihrem Einkauf Informationen über die Inhaltsstoffe, wie sie in technischen Merkblättern benannt werden, einholen.
Für saubere Innenraumluft sorgen
Neben schadstoffarmer bzw. schadstofffreier Einrichtung für Kinder sind regelmäßiges Abstauben, Lüften und Reinigen der Räume für Babys und Kinder wichtig, da Schadstoffe sich auch im Hausstaub ansammeln können. Auch das Waschen von neuen Handtüchern, Bettwäsche, Kleidung, Spielzeug und anderen Dingen ist vor dem ersten Gebrauch wichtig, um mögliche schädliche Stoffe zu entfernen.
In einem neu renovierten Raum oder neu eingerichteten Kinderzimmer können gesundheitliche Beschwerden auftreten. Um diese mögliche Ursache besser abzuklären, wird eine professionelle Raumluftmessung empfohlen.
Messung und Analyse von Schadstoffen über die GSA Schadstoffanalytik
Bei einem Schadstoffverdacht in Ihren privaten Wohnräumen, wie beispielsweise im Kinderzimmer, empfehlen wir Ihnen gerne unser Schwesterunternehmen, die GSA Schadstoffanalytik, für mögliche Probenahmen vor Ort.
Das Team an Schadstoffexperten dort können Sie einfach kontaktieren, um Ihr individuelles Schadstoffproblem zu schildern. Für die Durchführung der Tests an möglichen gesundheitsgefährdenden Stoffen vor Ort wie auch für die Analyse der Messergebnisse sind die Mitarbeiter speziell ausgebildet. Sie verwenden für die Probenahme passende GSA Messgeräte und nutzen hochsensible Geräte wie die Rasterelektronenmikroskopie (REM) nach modernsten Standards für die Auswertung der Ergebnisse.
Quellen:
Bildquelle Beitragsbild: 123rf.com © osons, Bild Nr. 95985760
www.baubiologie-regional.de/news/schadstoffcocktail-im-kinderzimmer-vermeiden-620.html
www.eltern.de/familie-urlaub/gesundes-kinderzimmer–worauf-ist-bei-farbe–moebel—co–zu-achten–13358396.html
www.gesund-wohnen.com/kinderzimmer/kinderzimmer-einrichten-diese-fehler-sollten-sie-vermeiden/
www.houzz.de/magazin/kinderzimmer-schadstofffrei-einrichten-darauf-sollten-sie-achten-stsetivw-vs~112965576
www.neubaukompass.de/blog/schadstoffe-im-kinderzimmer-vermeiden/
www.rnd.de/wissen/schadstoffe-im-kinderzimmer-vermeiden-VQUWXP62KFZS2U4A7F6CMXKRHY.html
www.sanier.de/gesund-sanieren/schadstoffe-im-kinderzimmer
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/spiel-mit-der-gesundheit-so-richtet-man-kinderzimmer-schadstoffarm-ein-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230414-99-312195
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S016041201400261X?via%3Dihub
www.ufz.de/index.php?de=35297
www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/umweltschutz-fuer-kinder/wie-sie-schadstoffe-im-kinderzimmer-vermeiden-7898